Der Port, mein Freund und Helfer

Wer die Diagnose Krebs bekommt, muss sich bereits nach kurzer Zeit mit vielen Themen befassen, welche nicht nur die Krankheit direkt betreffen. Die ständige Blutabnahme und das verabreichen von Infusionen kann da zu einer regelrechten Qual werden. Viele Chemotherapeutika verschlechtern die Venenqualität und erschweren das notwendige Legen von intravenösen Zugängen.

Leider kenne ich diesen Zustand nur zu gut. Und auch die Suche nach der Vene kann nach mehreren Fehlversuchen zu einem richtigen Horror für den Patienten werden. Mein persönlicher Rekord lag bei 45 min Suche und 12 verstochenen Stellen am Körper, bis man schließlich eine Vene am Fuß fand. Und jeder, der schon mal einen Zugang am Fuß hatte, weiß wie gruselig das ist!

Die Rettung vor solch fast schon traumatisierenden Momentan kann der Port sein. Zum Glück ist dieser meist schon Standard vor einer Chemotherapie. Ein Portkatheter ist eine „feste Zugangstür“ ins Venensystem. Dabei wird in einem minimal-invasiven chirurgischen Eingriff eine kleine Metallkammer mit einer Silikonmembran auf der Oberseite und einem kleinen Schlauch an der Seite unter die Haut (subkutan) gelegt. Der Schlauch/Katheter wird in eine Vene geschoben und endet meist kurz vor dem rechten Vorhof des Herzens. Ähnlich wie ein zentraler Venenkatheter am Hals. Der Unterschied ist, der Port liegt unter der Haut und kann dort für längere Zeit verbleiben, während ein ZVK am Hals meist nach wenigen Wochen ausgetauscht werden muss. Da der Port nicht tief unter der Haut ist, kann er leicht ertastet und mit einer speziellen Nadel angestochen werden. Es ist fast unmöglich, den Port zu verfehlen. Im Gegensatz zu einer Vene, welche im schlimmsten Fall mal eben „wegrollt“.

Dieser dauerhafte Zugang kann den Patienten-Alltag stark vereinfachen. Zwar ist das anstechen des Portes auch nicht gänzlich schmerzfrei, meiner Erfahrung nach aber deutlich besser als die leidige Venensuche. Das spiegelt sich auch in den Erfahrungen anderer Patienten wieder, welche mir von ihrem Port berichtet haben.

Die Stelle eines Portes kann variieren. Wenn ich das anderen Patienten erzähle, schauen diese mich oft ganz verdutzt an. Am bekanntesten ist meistens die Stelle über dem Schlüsselbein. Mein Port lag an der Unterseite des Oberarms. Außer bei Mitpatientinnen aus Hamburg habe ich das bisher noch nicht gehört. Die Uniklinik in Hamburg macht das bewusst so, da viele Frauen (natürlich auch manche Männer…) mit dieser Stelle am Schlüsselbein nicht klar kommen.

Das ästhetische Problem mag dumm klingen, aber die Narben, die dabei entstehen sind im Dekolleté einfach nicht schön anzusehen. Schwerwiegender ist dahingegen das Problem bei Menschen, die stark abmagern. Der Port steht dann stark hervor. Da kann ein BH-Halter schon mal blöd hängenbleiben und verdammt wehtun. Auch kann ein simpler Auto Gurt daran scheuern. Daher ging man in Hamburg dazu über, den Oberarm zu nehmen. Ich fand die Stelle super! Es lohnt sich also immer mal nachzufragen, welche Erfahrungen andere mit ihrem Port gemacht haben, wo dieser war, usw. Bekannt ist mir auch, dass manche Chirurgen den Port nur an der Stelle ihrer Wahl einsetzen. Aber auch hier lohnt das weitere Nachhaken. In Mainz ist eine Implantation am Oberarm zum Beispiel in der Interventionellen Radiologie und der Herz-Thorax Gefäßchirurgie möglich.

 

Was ich als sehr wichtig empfinde ist der richtige Umgang mit dem Port. Da kann der Patient sich nicht aus seiner Verantwortung entziehen, indem er sich darauf verlässt, dass Ärzte und Schwestern immer alles richtig machen. Der Klinikalltag ist stressig, alle haben wenig Zeit und hier und da wird man auch mal „betriebsblind“. Ein Port muss regelmäßig gespült werden, ob er nun benutzt wird oder nicht. Auch ist die Desinfektion der Haut wichtig, damit die Stelle sich nicht infiziert! Mal kurz drüber sprühen und direkt anstechen ist falsch! Das habe ich selbst immer wieder erlebt.

Der Chirurg, der mir meinen Port gelegt hat, hatte mich aufs dringlichste „geimpft“, dass ich solche „mal eben schnell“ Aktionen verhindere. Er musste wohl immer wieder infizierte Ports entfernen, und das wäre keine schöne Angelegenheit. Die Stelle sollte (übrigens wie auch beim Blut abnehmen!) eingesprüht werden, Minimum 10 Sekunden einwirken lassen, nochmal einsprühen, nochmal einwirken lassen. Und vorzugsweise sollte die Person, welche den Port ansticht, Handschuhe tragen und/oder Hände desinfizieren und nicht auf der Einstichstelle rumtatschen (erneute Kontamination). Das klingt alles sehr pingelig. Eigentlich bin ich nicht so ein penibler Mensch. Aber zu meiner „Port-Zeit“ war ich stark immunsupprimiert und dankbar für jede Nadel, die mich nicht zusätzlich gestochen hat. Daher hegte und pflegte ich meinen geliebten Port. Traurig war ich dann natürlich, als er mir bereits nach einem halben Jahr entfernt werden musste, um Platz für einen Hickman-Katheter zu machen. Das wäre dann auch leider der, wie ich finde, einzige Nachteil eines Ports. Große Volumen kann man darüber leider nicht schnell verabreichen. Ansonsten eine wahre Erleichterung im Patienten-Alltag, mit ausreichend Achtsamkeit sogar über Jahre hinweg ein treuer Begleiter. J